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Wie viel spart die Deutsche Post durch verzögerte Zustellung?

Fiktives Beispiel zur aktiven Sendungsmengensteuerung
2021 hat die Deutsche Post ein neues System eingeführt, mit dem bestimmte Sendungsarten absichtlich verzögert werden können (Fachbegriff: aktive Sendungsmengensteuerung).

Im täglichen Wechsel werden entweder in Zustellbezirk A oder B mehr Sendungen zugestellt. Dies geschieht durch eine bewusste Verzögerung von Dialogpost sowie teilweise Pressesendungen. Dadurch sparen die Zusteller Fahrt- bzw. Fußwege ein.

Seit Anfang 2023 hat die Deutsche Post auch die Möglichkeit, Briefe von Geschäftskunden absichtlich zu verzögern, vorausgesetzt, die Absender sind damit einverstanden. Als Anreiz gewährt die Deutsche Post 3% Laufzeitrabatt (Paketda berichtete).

Die Bundesnetzagentur hat die Sendungsmengensteuerung in einem Briefzentrum der Deutschen Post beobachtet. In einem Bericht (PDF) heißt es:

"Sowohl die Aussteuerung in unterschiedliche (A-/B-) Bezirke als auch die Kapazitäten für und die tatsächliche Zwischenlagerung der auf den nächsten Zustelltag verschobenen Sendungen wurden in Augenschein genommen."

"Das vollständige 'roll-out' der A-/B-Zustellung ist zwar noch nicht abgeschlossen. Es handelt sich insoweit noch um ein anlaufendes System. Die allokativen Effekte und insbesondere auch der Umfang der Kosteneinsparungen können in diesem Stadium von der DP AG bislang nur abgeschätzt, jedoch noch nicht exakt beziffert werden."





Vermutlich Einsparungen in Millionenhöhe

Im zuvor erwähnten Dokument der Bundesnetzagentur sind die von der Post geschätzten Einspareffekte leider geschwärzt (siehe Abbildung unten).

Erkennbar ist jedoch, dass Kosteneinsparungen in Millionenhöhe erzielt werden. Denn die Angabe "Mio. Euro" wurde nicht geschwärzt.

Weil das System noch nicht überall in Deutschland aktiviert wurde, rechnet die Post in Zukunft mit "weiteren Einsparungen in den Wegeleistungen". Dadurch wird sogenannte Grundarbeitszeit der Zusteller/innen eingespart, was letztendlich zu niedrigeren Personalkosten führt.

Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie sagte dem Bonner General-Anzeiger, dass es nicht um Einsparungen beim Personal gehe, sondern die A-/B-Zustellung lediglich Schwankungen der Briefmengen im Wochenverlauf ausgleiche (Quelle).

Man kann davon ausgehen, dass die absichtliche Lieferverzögerung in Zukunft auch für Privatkundenbriefe eingesetzt wird. Nämlich dann, wenn das reformierte Postgesetz zwei unterschiedliche Liefergeschwindigkeiten für alle Kunden erlaubt. Wer nicht möchte, dass seine Briefe zwischengelagert und auf den nächsten Tag verschoben werden, muss mehr Porto aufkleben.

Auszug aus dem Dokument der Bundesnetzagentur:



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Deutsche Post verzögert bestimmte Sendungen absichtlich

So berichtete Paketda im Oktober 2021

Die Deutsche Post hat mit der Einführung der "aktiven Sendungsmengensteuerung" begonnen. Bis 2025 sollen alle Zustellbezirke in Deutschland in einen A- und B-Teil gesplittet werden.

Beispiel: In Zone A werden an Tag 1 alle Sendungsarten zugestellt. In Zone B werden an Tag 1 nur Haushalte beliefert, die keine Dialogpost und keine Pressesendungen erhalten. An Tag 2 ist es umgekehrt.

Normale Briefe und Pakete sind von der Sendungsmengensteuerung nicht betroffen. Sie werden täglich in Teil A und B zugestellt.

Die Deutsche Post hat das Projekt in 2020 begonnen und gegenüber der Bundesnetzagentur Kosteneinsparungen nachgewiesen. Das Sparpotenzial ist möglicherweise erheblich, weil die Deutsche Post "ein rasches roll-out der A-/B-Zustellung" beabsichtigt.

Im aktuellen Amtsblatt der Bundesnetzagentur (PDF) werden die Spareffekte wie folgt beschrieben:

"Steuerbare Sendungen werden somit nicht mehr an jedem Werktag, sondern nur noch jeden zweiten Tag zugestellt. Dadurch werden täglich abwechselnd in einem Teil des Zustellbezirks mehr Sendungen und im anderen Teil weniger Sendungen zugestellt. Infolgedessen steigt im jeweils aufkommensstarken A-Teil der Berührgrad der Haushalte an, während dieser im sendungsschwächeren B-Teil absinkt, weil nicht mehr alle Haushalte angelaufen werden müssen. Da im A-Teil zudem die Anzahl der Sendungen pro berührtem Hauseingang ansteigt, ermitteln sich nach Angaben der Betroffenen [Deutsche Post AG] Einspareffekte bei den Wegen im Bezirk, der Zustellung der Sendungen und teilweise in der Vorbereitung."


Die Bundesnetzagentur hat gegen die Implementierung der aktiven Sendungsmengensteuerung "keinen Bedenken [...] hinsichtlich des postgesetzlichen Effizienzmaßstabs". Die gegenüber Absendern versprochenen Lieferzeiten sollen trotz der Verzögerung eingehalten werden (bei Dialogpost z.B. 4 Werktage).



Eine Googlesuche nach aktiver Sendungsmengensteuerung ergibt, dass bereits in 2011 ein gleichnamiges Vorläuferprojekt umgesetzt wurde. Damals ging es um die Reduzierung von Dialogpost-Sendungen montags. Das 2020er Folgeprojekt umfasst explizit die Zustellung von Dienstag bis Samstag, "weil Dialogpostsendungen und ein Teil der Pressesendungen bereits jetzt schon an Montagen in der Regel nicht zugestellt werden und sich daher hieraus kein zusätzlicher Einspareffekt erzielen lässt", heißt es in den Unterlagen der Bundesnetzagentur.

Post-Manager Ole Nordhoff schrieb 2017 in einem internen Strategiepapier, das Paketda bei eBay fand, dass einige Unternehmen die bewusste Verlangsamung bzw. Beschleunigung von Dialogpost sogar gut finden könnten. Je präziser der Zustelltag vorhersagbar ist, desto besser können Unternehmen ihre Werbemaßnahmen planen und "beispielsweise auch Call-Center-Kapazitäten darauf ausrichten" (Paketda berichtete).


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